Die 4-tägige Schulung fand am Iseosee bei der Eisenbahngesellschaft aus der Lombardei, TreNord, mit 8 italienischen Teilnehmern und deutschen sowie schweizer Schulungsleitern statt und wurde von der Firma Stadler Busnang AG organisiert.
Der Trainingskurs wurde täglich in zwei Einheiten abgehalten: eine theoretische und eine praktische. Die erste Einheit dauerte von 8.15 bis 12.00 Uhr und sah Powerpoint-Präsentationen, Videos und Simulationen sowie die Vorstellung der technischen Unterlagen und der Reparatur- und Wartungshandbücher vor, die zu den verschiedenen Zugkomponenten gehörten.
Nach der Mittagspause fand der praktische Teil statt, in dem die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, die genaue Positionierung der Zugkomponenten zu erfahren und das theoretisch erworbene Wissen anzuwenden. Die praktische Einheit hatte insbesondere das Ziel, Funktionsweise und eventuelle Defekte, die vorher anhand der Handbücher und der Powerpoint-Präsentationen erklärt wurden, zu simulieren und mögliche Lösungen und Reparaturmaßnahmen zu präsentieren. Großer Raum wurde den Teilnehmern für den Erfahrungsaustausch und die Diskussion der lokalen Gegebenheiten und Probleme eingeräumt, die im Eisenbahndepot von TreNord bei den von Stadler verkauften Fahrzeugen vorgekommen waren.
Zu den Themenbereichen zählten:
24.06.2011 Vorstellung der WC-Kabine und der entsprechenden Ausstattung (Wand-, Boden, und Deckenelemente), Sanitäranlage und Vakuumtoilette, Montage und Austausch der verschiedenen Komponenten, Reinigung, Wartung und Reparatur. Zum praktischen Teil gehörten die Ansicht der Komponenten, die Simulation von möglichen Störungen direkt bei der WC-Kabine im Zug sowie die Funktionsweise des Frischwasser- und Abwassertanks zur Wasserver- und -entsorgung.
27.06.2011 – Vorstellung der Druckluftanlage, der technischen Daten und Beschreibungen, Werkzeuge und Prüfinstrumente, Aufbau und Funktionsweise des Kompressors und der Lufttrocknungsanlage, Einbau und Ausbau der Komponenten sowie Instandhaltung und Störungsbehebungen. Praxis auf dem Zugdach und Simulation der Funktionsweise der pneumatischen Anlage.
28.06.2011 – Vorstellung der automatischen Kupplung und deren pneumatischer und elektrischer Komponenten anhand der Betriebsanleitungen, technischen Zeichnungen und Videos zur Simulation des Kuppel- und Entkuppelvorgangs. Vorstellung des Aufbaus und der Funktionsweise der E-Kupplung, Montage und Reparatur. Beim praktischen Teil ging es vor allem um Fragestellungen der Teilnehmer und um die Instandhaltung des Systems.
29.06.2011 – Vorstellung des Fahrgastinformationssystems und der unterschiedlichen Symbole, Tasten und Masken des Systems, Präsentation der technischen Unterlagen und der Handbücher, Übersicht der Funktionen, wie beispielsweise Fahrtauswahl, Änderung der Routen oder der Abfahrts- und Ankunftszeiten, Videoüberwachung, Umgang mit dem Bildmaterial, Erstellung von Ansagen und Entgegennahme der Notanrufen. Die praktische Einheit fand im Führerstand statt, wo die Funktionen des Systems nochmals simuliert und Ansagen bzw. Notanrufe geübt wurden.
Da die Schulung sehr technisch war, wurden vom Kunden die Handbücher in den zwei Sprachen zur Verfügung gestellt, um die terminologischen Recherchen und die Vorbereitung zu erleichtern. Die Präsentationen wurden in italienischer Sprache auf Leinwand projiziert und die Schulungsleiter haben zusätzlich auf Deutsch die Themen ausführlich erläutert. Die Teilnehmer konnten somit den Erklärungen anhand der Folien besser folgen, was auch für mich eine Hilfe bei der Dolmetschung war, da ich dadurch auf der Leinwand bereits terminologische und inhaltliche Anhaltspunkte hatte.
Bei derartigen Schulungen beobachtet man oft, dass die italienischen Teilnehmer dazu tendieren, meistens untereinander zu diskutieren, Erfahrungen bezüglich der präsentierten Themen auszutauschen, den Schulungsleiter zu unterbrechen und alle zugleich Fragen zu stellen, bevor der Sprecher bzw. die Sprecherin ausgeredet hat. Das wirkt erstens für die deutschsprachigen Gesprächspartner nicht besonderes höflich und führt zweitens dazu, dass die Teilnehmer oft nicht ausreichend zuhören. Es mag einfach an unserem italienischen Temperament liegen, aber mir fällt das besonders auf, wenn ich in solchen Situationen sowie auch bei Verhandlungen dolmetsche, da ich als externe Person die jeweilige Gesprächsdynamik und die unterschiedlichen Kommunikationsstile mit großem Interesse beobachte, analysiere und versuche, sie auch bei meiner Arbeit zu berücksichtigen.