Das Thema nachhaltiges Bauen rückt in Europa immer mehr in den Vordergrund und auch Italien ist bemüht, sich über ausländische Erfahrungen und Technologien zu informieren. “Legacoop Abitanti”, ein Verband, der über 3.000 zusammengeschlossene Wohnbaugenossenschaften aus ganz Italien vertritt, nahm an einer Führung durch „Eurogate“ teil, um Einblicke in Europas größte Passivsiedlung zu erhalten, die im 3. Bezirk der österreichischen Hauptstadt entstehen soll. Die Führung wurde von der Genossenschaft Sozialbau durchgeführt, einem der fünf Bauherren, die mit dem Bau von 170 Mietwohnungen mit Superförderungen beauftragt wurde.
Was ist „Eurogate“?
Im März 2007 wurde vom wohnfonds_wien ein Bauträgerwettbewerb mit dem Themenschwerpunkt “Niedrigstenergie- und Passivhaus und seine typologische Weiterentwicklung im großvolumigen, urbanen Wohnbau” ausgeschrieben. Fünf verschiedene Bauträger (ARWAG, BAI, Heimbau, ÖSW, Sozialbau) gelten als Sieger für die sieben Bauplätze. Die Dimensionen von „Eurogate“ sind wirklich eindrucksvoll: Bis Herbst 2011 werden hier zunächst 824 Wohnungen nach dem Passivhausstandard errichtet, womit die Stadt Wien ihre Vorreiterrolle im ökologischen Wohnbau unter Beweis stellen kann. In einer zweiten Bauphase sollen rund 1.000 Einheiten folgen.
Dieses Projekt stellt außerdem den Versuch dar, die seit 1977 brachliegenden Flächen des ehemaligen Aspangbahnhofes neu zu gestalten und das Areal von seiner dunklen Vergangenheit zu befreien. Der alte Aspangbahnhof hat nämlich eine belastete Geschichte, da dieser Ausgangspunkt der Deportation von 42.000 Menschen in die Konzentrationslager während der NS-Diktatur war.
Wie garantiert der Dolmetscher die Kommunikation und den Erfahrungsaustausch in einem solchen Dolmetschsetting?
Die italienische Gruppe bestand aus 46 Personen. Zunächst einmal erfolgte eine allgemeine Präsentation, wo das gesamte Bauprojekt mit Hilfe von Bildern und Plakaten erläutert wurde. Anschließend wurden die Teilnehmer in 2 Gruppen unterteilt, um vor Ort einige Teile der Wohnanlage wie z.B. Fassaden, Dachterrassen, bereits teilweise fertige Wohnungen zu besichtigen. Das führte natürlich dazu, dass ich eine andere Kollegin heranziehen musste, damit die Dolmetschung in kleineren Gruppen optimal erfolgen und sich die Gruppen beim Besuch der Baustellen abwechseln konnten, da einige Strukturen noch nicht ganz fertig und für den Zugang vieler Besucher nicht geeignet sind.
Die terminologische Vorbereitung war nicht schwierig. Der Kunde hatte vor dem Dolmetschtermin umfangreiches Hintergrundmaterial zur Verfügung gestellt und außerdem ist das Internet immer eine reiche Quelle an Informationen. Das größte Problem bestand darin, dass die Verdolmetschung praktisch im Freien erfolgte, da am Eurogate-Gelände derzeit noch gebaut wird und bei der Führung nur teilfertige Wohnungen zu sehen waren, was natürlich kein optimales Dolmetschsetting darstellte. Die Geräusche der riesigen Baustelle waren nämlich oft sehr störend und das Zuhören, sowohl der Gruppe als auch der Dolmetscher wurde dadurch erschwert. Noch problematischer war die Kälte, da die Architekten und die Ingenieure die technischen Erklärungen neben relevanten Details der Baustellen im Freien gegeben haben. Sich in einer solchen Situation Notizen zu machen ist sehr schwierig und nur ohne Handschuhe möglich, was für mich aufgrund meiner Kälte-Überempfindlichkeit der Finger leider nicht in Frage kommt.
Trotz dieser wetterbedingten Schwierigkeiten war dieser Dolmetschauftrag sehr interessant Architektur, nachhaltiges Bauen und Wärmedämmung gehören auch im Übersetzungsbereich zu meinen Fachgebieten. Derartige Dolmetschaufträge sind daher oft eine gute Möglichkeit mit eigenen Augen das zu sehen, was man oft nur zu Hause am Computer übersetzt und kann so ein besseres Verständnis für das Fachgebiet entwickeln.